Wo Darwin die Welt veränderte

Galapagos-Kreuzfahrt: Die Galapagos-Inseln gelten als Wiege der Schöpfung. An keinem anderen Ort der Welt ist man der Evolution so nah wie hier. Die paradiesischen Inseln mit ihrer faszinierenden Tierwelt können per Schiff entdeckt werden. Reisedesignerin Linda Laakes hat es für Sie getan.

Die Galapagos-Inseln gelten als Wiege der Schöpfung. An keinem anderen Ort der Welt ist man der Evolution so nah wie hier. Die paradiesischen Inseln mit ihrer faszinierenden Tierwelt können per Schiff entdeckt werden. Reisedesignerin Linda Laakes hat es für Sie getan.

 

Kreuzfahrt auf Darwins Spuren

Das Meer liegt da wie ein Tischtuch, der Himmel und der Pazifik verschmelzen am Horizont als wären sie eins. Die „Celebrity Xperience“ schaukelt im türkisfarbenen Wasser der Bahía de la Academia, sie schwebt beinahe. Eben noch waren wir mit dem Flieger auf der Nachbarinsel Baltra gelandet, hatten nach Santa Cruz übergesetzt und unsere Kabinen bezogen. Jetzt ist nur noch das Plätschern des Wassers am Bug zu hören. Der Luxus, auf dem ich mich befinde, strahlt im Sonnenlicht. Die Xperience ist das frisch renovierte Expeditionsschiff von Celebrity Cruises: 64 Meter, vier Decks und maximal 48 Passagiere.

Drei Tage bin ich an Bord, um den Galapagos-Archipel zu erkunden. Mitte des 16. Jahrhunderts wurde die 1.000 Kilometer vor der Küste Ecuadors gelegene Inselgruppe von Spaniern entdeckt. Berühmt machte Galapagos jedoch ein anderer: Charles Darwin. 1835 besuchte der Engländer mit seiner „HMS Beagle“ die Inseln und erforschte die einzigartige Tierwelt – mit wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Evolution, die bis heute Gültigkeit haben.

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Wir bewegen uns auf Darwins Spuren, als wir die Hauptinsel Santa Cruz am Vormittag mit Guide José zu Fuß erkunden. Auf den Inseln machte Darwin Beobachtungen, die von großer Bedeutung für die Entwicklung seiner Theorie der Evolution waren: In seinem Buch „Über die Entstehung der Arten“ lieferte der Forscher Erklärungen für die wichtigsten Phänomene des Lebens: Die gemeinsame Abstammung aller Lebewesen, die Veränderlichkeit der Arten, die Artenbildung durch Selektion.

Nach meinem tierischen Liebling aus Darwins Reich brauche ich nicht lange zu suchen: Als wir mit Guide José zu Fuß über die Insel marschieren, steht er plötzlich auf den Felsen nahe der Tortuga Bay. Er hat die Größe einer Gans und quietschblaue Füße. Ein Blaufußtölpel stolziert vor dem Nistplatz auf und ab, stellt seine Füße zur Schau und macht einem Weibchen kleine Geschenke in Form von Nistmaterial. Spielt sie mit, ist das ein gutes Zeichen, und das Liebesschicksal ist besiegelt. Es gibt auf Galapagos ungezählte Tierarten, die sonst nirgendwo vorkommen. Darwinfinken nisten in stacheligen Kakteen, Meerechsen tauchen auf der Suche nach Meeresalgen oft minutenlang unter, Rote Klippenkrabben stolzieren über die Felsen. Dazu kommen Galapagos-Landleguane, Galapagos-Seelöwen und Galapagos-Pinguine, die einzige Pinguinart der nördlichen Hemisphäre. Nicht die geringste Angst zeigen die Tiere vor dem Menschen und keinen Fluchtreflex.

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Fabelhaftes Reich der Tiere

Es ist ein fabelhaftes Reich furchtloser Tiere, die einem auf Galapagos begegnen. Der wohl berühmteste Bewohner ist aber kein Leguan, kein Pinguin und auch kein Fisch: Er heißt Lonesome George und gehört zu den Pinta-Riesenschildkröten. Das 90 Kilogramm schwere Tier erreichte das stattliche Alter von 100 Jahren. Es war 1971 auf den Inseln entdeckt worden und galt 40 Jahre lang als letzter Vertreter seiner Unterart. Paarungsversuche mit Weibchen einer verwandten Unterart waren jedoch immer wieder gescheitert. 2012 schließlich starb George an Herzversagen. Mit ihm ging eine Ikone des Naturschutzes verloren. Doch mittlerweile haben die Inseln ihren George wieder: Aufwendig präpariert war der Koloss ab 2014 im American Museum of Natural History in New York ausgestellt. Im Februar 2017 kehrte er nach Santa Cruz zurück und ist seitdem dort im Charles-Darwin-Zentrum von Puerto Ayora ausgestellt.

Santa Cruz liegt in der Mitte der Inselkette. Vielleicht ist die Hauptinsel auch die landschaftlich Vielfältigste. Die Berge sind hoch genug, dass sich Regenwolken an ihnen bilden. Die Tiefebenen im Inselinneren dagegen gleichen einer Wüste. Am Nachmittag entspannen wir in der Tortuga Bay. Dort auf dem puderweichen Sandstrand stehen die Meeresechsen Modell. Wäre es nicht streng verboten: Man würde sie am liebsten in den Arm nehmen. Doch wie ein Mantra wiederholen die Schilder: „Do not touch“, „do not feed the animals“. Zurecht, denn etwa 97 Prozent der Fläche der Galapagosinseln und 99 Prozent der sie umgebenden Gewässer stehen unter strengem Naturschutz. Die einmalige Flora und Fauna gehört seit 1978 zum Welterbe der UNESCO.

Ein Paradies, das geschützt werden muss

Nur fünf Inseln der mehr als 110 Inseln sind bewohnt. Doch nicht alles ist rosig auf Galapagos: Der Tourismus ist die größte Einnahmequelle, aber zugleich auch eine Bedrohung für das sensible Ökosystem. 225.000 Touristen besuchen Galapagos jährlich. Zudem ist das Überleben aller Tiere, die sich über Jahrmillionen an die spezifischen Lebensräume der Inseln angepasst haben, durch eingeschleppte Arten und Krankheitserreger bedroht. Aber natürlich kommen die 550 Millionen Dollar, die der Tourismus auf den Inseln jedes Jahr in die Kassen spült, wieder dem Naturschutz zugute.

Nichts geht darüber, das fragile, aber einzigartige Archipel mit dem Schiff zu entdecken: Nach den nächtlichen Überfahrten wachen wir jeden Morgen bestens erholt vor einer anderen Insel auf – sehr angenehm bei Transferzeiten von bis zu vier Stunden. Zudem bieten die Schiffsgesellschaften auf ihren Touren Aktivitäten wie Schnorcheln mit den neugierigen Seelöwen sowie Kajakfahrten und Stand-up-Paddling an. Am zweiten Morgen treiben wir in einem blauen Nichts vor Española. Samtweich schaukelt die Xperience im Wasser. Die Insel ist extrem karg – und bietet doch einen Lebensraum für Tiere. An steilen Klippen starten und landen Galapagos-Albatrosse, eine der seltensten aller Albatros-Arten. Mit bis zu 90 Zentimetern Körperlänge und einer Spannweite von bis zu 2,40 Meter gehören sie auch zu den imposantesten. Fast die gesamte Population dieser Art brütet hier, insgesamt etwa 12.000 Brutpaare.

Und überall treffen wir auf Meeresechsen. „Um ihre Körpertemperatur zu erhöhen, legen sie sich nach dem Bad im kalten Pazikwasser stundenlang auf die warmen Felsen“, sagt Guide José. Das Lustigste ist: Wenn sich ein Feind nähert, verfallen die riesigen Tiere in eine Art Schockstarre. Wir nähern uns den Echsen bis auf wenige Zentimeter, ohne sie zu berühren. Nur zum Fotografieren.

 

Galapagos: Wo Mensch und Tier in Einklang leben

Am letzten Morgen schaukelt die Xperience zurück nach Santa Cruz. Es ist ein wunderbares Erlebnis, in der Inselhauptstadt anzukommen. Zu sehen, wie die Fischer von Puerto Ayora die buntesten Fische aus dem Meer ziehen, wie ihre Frauen sie direkt an der Mole zum Verkauf anbieten. Wie sich die Robben unter die Käufer mischen, um sich ihren Teil vom Fang zu sichern. Wie die Pelikane zwischen den Ständen umherwackeln. Wenn es einen Ort auf der Welt gibt, an dem der Mensch in Einklang mit der Natur lebt, dann liegt er hier.

Anderswo fahren Touristen in Parks, um Tiere zu beobachten. Auf Galapagos leben die Tiere in Gärten, in Grünanlagen, auf den Plätzen. Robben dösen auf einer Parkbank. Eidechsen stolzieren durch Puerto Ayora. Es gibt hier keine Trennung zwischen Mensch und Tier. Beide scheinen einander zu respektieren. Durch die Jahrtausende lange Isolation und den strengen Naturschutz seit Darwins Entdeckungen hat kein Tier auf Galapagos Angst vor Menschen. Mensch und Tier haben sich arrangiert. Ja, mehr noch: Sie leben in Harmonie. Danke, Darwin!

 

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