DIE HIPPE UND DIE HEILIGE

Tel Aviv und Jerusalem sind gegensätzlich wie Tag und Nacht – und doch das perfekte Duo für eine emotionale Städtereise. Derzeit boomt der Tourismus in Israel wie nie. DESIGNREISEN Mitarbeiter Tobias Rüger ließ sich mitreißen.
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Ihr Reisedesigner: Tobias Rüger

Ich kenne die Destination und die Hotels persönlich. Gerne unterstütze ich Sie dabei, Ihre ganz persönliche Traumreise zusammenzustellen.

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Blick auf die heilige Stadt Jerusalem. © Fabian von Poser

Der Hummus-König von Tel Aviv trägt keine Krone, kein Zepter und auch keine anderen Insignien, die auf seinen Status hinweisen könnten. Im schwarzen T-Shirt und in Jeans tritt er an den Tisch und lässt sich bereitwillig mit den Gästen fotografieren. Auch sein Reich hat nicht viel Königliches: ein paar Plastikstühle, einige weiß marmorierte Tische, ein Coca-Cola-Automat. Das war’s. Doch das, was der König serviert, hat es in sich: Hummus in allen Farben und Formen. Die Insignien des Königs sind also gewissermaßen rund. Kichererbsen!

Eine der besten Kichererbsencremes der Stadt gibt es beim “Hummuskönig” © Tobias Rüger

Wir sitzen in einer kopfsteingepflasterten Gasse nahe Tel Avivs berühmtem Camel Market. Im „Shlomo & Doron“ serviert Gastgeber Doron nach den Aussagen vieler Tel Aviver eine der besten Kichererbsencremes der Stadt. Der junge Mann Ende 20 führt das Straßenrestaurant in der vierten Generation. Sein Großvater Shlomo eröffnete es bereits 1937. Über Generationen wurde Israels Nationalgericht traditionell als Creme aus pürierten Kichererbsen, Sesam-Mus, Zitronensaft und Olivenöl serviert. Heute kreiert der Hummus-König, wie viele ihn hier nennen, die ausgefallensten Varianten: Hummus mit Oliven, mit Pilzen, mit Auberginen, mit Fleisch oder mit pochiertem Ei. Alles ist frisch zubereitet, auf Wunsch auch vegetarisch oder koscher.

Das Shlomo & Doron wäre ein Ort wie viele, wäre da nicht das fantastische Essen. Und stünde der Gastgeber nicht so symbolhaft für das neue, junge Tel Aviv. Orthodoxe Juden lehnen gewagte Varianten ihrer traditionellen Speise ab. Doch Doron gehört der jungen Generation an, die entspannt mit ihrer Kultur umgeht. Alles ist möglich, man muss nur den Mut haben, es auszuprobieren. Und, um den Gedanken weiterzuführen: Egal, ob Jude, Moslem oder Christ, alle leben gleichberechtigt in einer freien Welt, so das Credo vieler junger Tel Aviver.

Hippes Tel Aviv: An der Tayelet, der neun Kilometer langen Strandpromenade, ist rund um die Uhr etwas los. © Stock.Adobe.com

Die bewegte Vergangenheit der Stadt ist die Basis für ihre Dynamik, ihre Innovationskraft. Sie ist ihre DNA sozusagen. In Tel Aviv weiß man, wie vergänglich das Leben ist. Mit unbändiger Energie begegnen die Menschen deshalb dem Ernst des Alltags. Tel Aviv ist eine der sich am schnellsten verändernden Metropolen der Welt. Jeden Tag bringt die Stadt zahlreiche kulinarische, künstlerische und technische Neuheiten hervor. So schnell, dass kein Reiseführer mit der Beschreibung hinterherkommt. Im Künstlerviertel Neve Tzedek setzen junge Designer in ihren zu Studios umgewandelten Apartments die neuesten Trends mit schräger Mode, handgemachtem Schmuck und flippigen Accessoires. Am Rothschild-Boulevard, der beliebtesten Flaniermeile der Stadt, drängen sich am Nachmittag tausende Menschen und genießen das Einkaufen, das Essen, das Leben. Auf der Tayelet, der neun Kilometer langen Strandpromenade, tragen zeitgleich muskelbepackte Beach Boys ihre Tattoos am Strand spazieren, junge Hipster tanzen zu Techno-Beats aus kühlschrankgroßen Boxen.

Blick auf den Pool des liebevoll restaurierten Luxushotels “The Norman”. © The Norman

Wer durch Tel Aviv spaziert, der wird es merken: Auch die Hotellerie entwickelt sich rasant. Da sind Hotels wie das liebevoll restaurierte Luxushotel „ The Norman“, kleine Designhotels wie die „White Villas“ mit nur acht Zimmern und das legendäre „The Jaffa Hotel“ in den Mauern eines wunderschönen Gebäudes aus dem 19. Jahrhundert.
Das ehemalige französische Krankenhaus wurde von den Architekten John Pawson und Ramy Gill zu einem Luxushotel mit 120 Zimmern und Suiten umfunktioniert. Das Highlight des Hauses: Die Kapelle mitsamt ihrer Bleiglasfenster und historischen Rundbögen ist heute ein Nachtclub. Was in Deutschlands Stadträten Anlass für jahrelange Debatten wäre, das ist im dynamischen Tel Aviv kein Problem. Der Club ist mittlerweile einer der angesagtesten der Stadt.

Die Garden Suite des “The Norman”. © The Norman

Wohnzimmer der Garden Suite. © The Norman.

Schick und modern: In Tel Aviv lässt es dich komfortabel logieren, zum Beispiel im “The Jaffa Hotel.” © The Jaffa Hotel

Das Hotel überzeugt mit edlem Design. © The Jaffa Hotel.

Der perfekte Ort für eine kleine Auszeit: Der Pool-Bereich. © The Jaffa Hotel.

Zum Aufschwung von Israels Metropole hat nicht nur die seit einiger Zeit stark verbesserte Sicherheitslage beigetragen, sondern auch die Vereinfachung der Einreiseformalitäten durch die Regierung. Davon profitiert das ganze Land. 2018 feierte Israel mit mehr als 4,1 Millionen internationalen Gästen einen Besucherrekord – das sind 14 Prozent mehr als im Vorjahr und eine Steigerung von 42 Prozent seit 2016. In diesem Jahr könnten die Eröffnung des zweiten internationalen Flughafens in Eilat, Veranstaltungen wie das Finale des Eurovision Song Contest, das am 18. Mai in Tel Aviv stattfindet, die berühmte „Pride Week“, die in der zweiten Juni-Woche nicht nur von der Gay-Community in schrillsten Farben gefeiert wird, sowie diverse Street-Food-Festivals und Ausstellungen zu einem neuen Höhenflug beitragen. Tel Aviv steht für den Aufschwung, den Blick in die Zukunft.

Das nur 60 Kilometer entfernte Jerusalem dagegen für die Vergangenheit, die Geschichte, die Religion. Nur einen Steinwurf liegen dort einige der heiligsten Orte dreier Weltreligionen voneinander entfernt. Mit hastigen Schritten eilen orthodoxe Juden in Anzug und Streimel, dem typischen Pelzhut, durch die Altstadtgassen zur Klagemauer. Vom Tempelberg mit dem Felsendom und der Al-Aqsa-Moschee hallt der Ruf des Muezzins herüber. Dieser wiederum mischt sich mit dem Glockengeläut der Grabeskirche Christi.

Der typische Pelzhut der orthodoxen Juden. © Fabian von Poser.

A-Aqsa-Moschee in Jerusalem © Fabian von Poser.

Wir residieren in Jerusalem im traumhaft schönen „Mamilla Hotel“ direkt am Jaffa-Tor, neben dem altehrwürdigen „King David“ und dem „The David Citadel“-Hotel eine der besten Adressen der Stadt. An einem unserer Abende spazieren wir auf der „Spiritual Night Tour“ durch die Altstadt. Wie nah die Religionen beieinander liegen, zeigt sich in einem unscheinbaren Bauwerk am Berg Zion. Im Obergeschoss befindet sich der Abendmahlssaal, in dem Jesus Christus am Vorabend seiner Kreuzigung mit seinen Jüngern das letzte Abendmahl gefeiert haben soll. Im unteren Teil des Gebäudes liegt der Überlieferung nach die letzte Ruhestätte König Davids, der bedeutendste jüdische König. Zuerst hat man als Besucher das Gefühl, diesen heiligen Ort angesichts der vielen tiefberührten Menschen gar nicht betreten zu wollen. Dann aber merkt man wie entspannt die Gläubigen mit den Besuchern umgehen. Auch das kann Religion in Jerusalem sein: einträchtig und friedlich.

Am letzten Tag unserer Reise schaukelt uns der Wagen nach Yad Vashem. In dem schlichten Betonbau am Rande der Stadt wird den sechs Millionen Juden gedacht, die im Dritten Reich ihr Leben ließen – ein Ort zwischen Beklemmung und Faszination. Stundenlang kann man sich hier in den Fotos, Dokumenten und Alltagsgegenständen zahlreicher vom Holocaust betroffener Familien verlieren – ein sehr emotionales Erlebnis. Im hippen Tel Aviv steht man mitten im Leben, im heiligen Jerusalem mitten in der Geschichte. Und gerade das ist es, was den unglaublichen Reiz dieser beiden so unterschiedlichen Städte ausmacht.

Jerusalem bei Nacht. © Fabian von Poser.

Die Klagemauer am Fuß des Tempelbergs, einer der heiligsten Orte des Judentums, ist nur wenige Meter von zwei der heiligsten Stätten der Muslime entfernt: dem Felsendom und der Al-Aqsa-Moschee. © Fabian von Poser.

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